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Heute geht es um ein ganz besonderes Projekt. Wir hatten ein außergewöhnliches Textil entdeckt, nämlich ein leichtes, feines Lammnappa-Leder, gelasert zu Spitzenoptik. Klingt ein bisschen verrückt, ist es auch. Optisch gesehen, also in den üblichen gesellschaftlichen Situationen, ordnet das ein Betrachter der Spitze zu. Erst bei näherem Hinsehen erkennt man dann das Leder. Es ist recht strapazierfähig und fällt sehr schön. Daraus sollte also ein Rock entstehen. Spitze ist ja zur Zeit recht aktuell, deshalb wurde auch gleich zugeschlagen. Nachdem dieses Spitzen-Leder nicht wirklich preiswert war, sprang wieder einmal mein Mann in die (finanzielle) Bresche und schenkte mir diese Kostbarkeit gleich zum Geburtstag.

Der Schnitt des Rockes stammt von meiner bewährten Quelle, der Schnittmuster-Werkstatt in München, die Ihr auch online unter www.schnittmusterwerkstatt.de besuchen könnt.

Und dann wurde es spannend: das Schwierigste an diesem Projekt für mich war der Zuschnitt.

Das Leder wird ja nicht von der Rolle abgeschnitten, sondern wird in verschieden großen Einzelteilen geliefert. Zum einen geht es also um die  Kunst, so viel wie möglich aus den Lederteilen herauszuholen und die Schnittlinien so zu setzen, dass sie später ohne optische Bruchstellen zueinander passen würden. Zum anderen, weil Verschnitt die Materialkosten deutlich erhöhen würde und bei Fehlern eventuell Leder nachbestellt werden müsste (ob es dann wohl noch verfügbar ist?).

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Wie so häufig, setzt  man sich selbst immer am meisten unter Spannung, und so war es auch bei diesem Projekt. Hochkonzentriert ging ich also ans Werk und tauchte tief in meine Nähwelt ein, ließ für zwei, drei Stunden keinerlei Störungen zu – und ich hatte Glück, denn alles klappte gleich beim ersten Mal.

Das Leder dann zu verarbeiten war dagegen das reinste Vergnügen.

Zugegeben, das gilt natürlich immer dann, wenn man einen Schnitt hat, der passt und so gut wie keine Änderungen mehr erfordert.

Beim Vernähen von Leder sollte man jedoch schon aufpassen: denn ist die Naht nämlich erst einmal genäht, gibt es kein Vertun mehr. Die Struktur des Leders weist die Nahtspur dann unwiderruflich aus. Wobei…enger geht natürlich immer…aber das führt uns jetzt in einen ganz anderen Bereich des Lebens.

Wichtig ist, eine spezielle Ledernadel, ich habe eine 100 er von Organ verwendet, und die Stichlänge größer als normal, also mindestens 3.0, zu wählen.

Die Janome Horizon 9400 transportiert das Leder generell recht gut, aber noch besser geht es mit einer Gleitstichplatte. Bei diesem Sonderzubehör wird auch ein spezieller Nähfuß mit Gleitsohle gleich mitgeliefert.

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Leder ist unter anderem auch deswegen so gut zu verarbeiten, weil die Kanten nicht versäubert werden müssen. Damit die Nähte schön flach liegen, habe ich das Leder unter einem Bügeltuch vorsichtig gebügelt und mit einem Klebestift geklebt. Das gilt übrigens auch für den Saum.

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So ging dann alles recht gut von der Hand, nachdem die mentale Hürde beim Zuschneiden des Leders überwunden war. Der Rock selbst ist wunderbar zu tragen und erntet auch hin und wieder Aufmerksamkeit von kundigen Betrachterinnen. Und mein Kleiderschrank ist um ein echtes Unikat bereichert ..…

Mit den besten Wünschen für die Adventszeit, in der Euch hoffentlich zur Entspannung zumindest ein wenig Zeit zum Nähen bleibt

Herzliche Grüße

Eure Ute

An der Diskussion teilnehmen 3 Kommentare

  • Sabine Östreich-Schmidt sagt:

    Hallo Ute,
    der Rock ist total cool. Ich konnte diesen sowie noch weitere sehr schöne Sachen von Dir am Freitag, den 11.11.2016, im Nähgern Potsdam, sogar persönlich bewundern.
    Herzliche Grüße Sabine

  • Sabine Kaiser sagt:

    Ein wunderschöner Rock. Leder läßt sich einfacher verarbeiten, als man denkt. Weiter so.

  • Geilan sagt:

    Ute you are super talented – I love this skirt!